Portrait Nummer 7:
Tilman Schulz-Klingner
tanzt auf vielen Hochzeiten
Alles begann im Jahr 1999 damit, dass sich der B-Knabe Tilman Schulz-Klingner ein Spiel seines jüngeren Bruders Friedemann anschauen wollte, der damals bei den C-Knaben von Eintracht Braunschweig Hockey spielte.
An jenem C-Knabenspieltag „war ich derjenige, der nicht schnell genug weglaufen konnte“, erzählt Tilman. Friedemanns Trainer fragte ihn nämlich, ob er nicht Interesse hätte die Partie zu pfeifen. „Das war plötzlich eine ganz andere Sichtweise auf das Spiel“, erinnert sich Tilman, „aber genau das hat mir gefallen und deswegen habe ich wieder gepfiffen.“
Erstes Bundesligaspiel Ende September
Heute ist Tilman 20 Jahre alt, hat im vergangenen Jahr sein Abitur erfolgreich bestanden und am 21. September 2008 sein erstes Spiel in der 2. Bundesliga der Damen gepfiffen. „Tilman hat sich über den DHB-Nachwuchskader für die 2. Bundesliga der Damen qualifiziert“, freut sich Richard Wolter, Schiedsrichter-Obmann des Niedersächsischen Hockeyverbandes (NHV) und Mitglied der Kommission für Schiedsrichter und Regelfragen (KSR) des DHB.
Seit 2004 pfeift Schulz-Klingner im NHV und nur ein Jahr später schaffte er den Sprung in den DHB-Nachwuchskader. Der Torhüter von Eintracht Braunschweig betrachtet es als sein großes Ziel in der Herrenbundesliga einmal Partien zu pfeifen, aber dass der Weg dorthin weit ist, ist ihm
bewusst: „Ich sehe momentan jedes Spiel, bei dem ich mit meiner Leistung zufrieden bin, als Erfolg, der mich weiterbringt.“ Wolter sieht das Ziel als realistisch an, „wenn er am Ball bleibt.“
Schiedsrichter, Trainer und Spieler
Doch Tilman ist nicht nur als Spieler und Schiedsrichter, sondern ebenso als Trainer der Mädchen B und der weiblichen Jugend B zu sehen. Für sein Engagement wurde der Abiturient im Jahr 2006 mit dem Youth Leadership Certificate des Weltverbandes FIH ausgezeichnet.
„Er ist auch mein Vertreter im NHV“, erzählt Jugendschiedsrichterwart Tobias Adamitz, „man kann mit Tilman gut zusammenarbeiten und gerade seine Teamfähigkeit zeichnet ihn aus.“ Seit vergangenem Sommer leistet Tilman sein Zivildienst in seinem Club Eintracht Braunschweig ab. Da er sich jetzt noch nicht sicher ist, was er genau studieren möchte, macht er nach seiner Zeit als Zivildienstleistender ein Praktikum beim Bundespolizeiorchester. Seit 1998 spielt er Posaune und bereichert mit seinem Können auch schon mehrere Orchester und Ensembles.
Richard Wolter schätzt Schulz-Klingners Engagement, sieht aber genau darin ein Problem für seine zukünftige Schiedsrichter-Karriere: „Er macht sehr viel im Bereich Hockey und ist wirklich sehr engagiert. Aber er muss sich auch auf das Wesentliche, in dem Fall das Pfeifen, konzentrieren und sehen, dass er nicht zu viel auf einmal macht.“
Nina Niedermeyer
Oktober 2008
|