Die Anregung in der DHZ im August des vergangenen Jahres, die
Kinder Spiele der Kindermannschaften pfeifen zu lassen, ist auf sehr
unterschiedliche Resonanz gestoßen. Einige Mutige haben die Idee aufgegriffen
und umgesetzt.
Gudrun Seeliger aus Berlin schrieb mir folgendes:
„Wir haben im Mädchen D Bereich angefangen, einfache
Regeln zu erklären. Gleichzeitig fragten wir, ob sich die Kinder zutrauen,
selbst auch einmal zu pfeifen. Dazu muss man sagen, dass wir einige 5-jährige
‚beschäftigen’. Die Zustimmung zum Pfeifen war groß, die Zustimmung zu
einer gemeinsamen Pfeife für alle, allerdings sehr gering. ‘Die Pfeife will
ich nicht, da hat ja Louisa reingespuckt’, war noch der geringste Ekelausdruck
der Kinder. Einige hatten damit zwar keine Probleme, aber die Mehrzahl rannte
nach jedem Pfeifenwechsel zum Säubern ans Waschbecken. Ich versprach den
Kindern daraufhin, dass jeder seine eigene Pfeife bekomme. Gesagt getan, durch
Zufall ergatterte ich in der nächsten Woche einen Posten ‘Fox-Pfeifen’ in
rot/gelb meliert, erstand einige Schnürsenkel, bastelte beides zusammen und
verteilte diese Pfeifen am Anfang des Trainings. Es setzte natürlich ein
ohrenbetäubendes Pfeifkonzert ein. Seit ca. 4 Wochen haben wir das Problem Nr.
1 – wer spielt noch Hockey? – Alle wollen pfeifen – und Problem Nr. 2 –
die nachfolgende Gruppe der C-Mädchen verlangt jetzt auch eigene Pfeifen (haben
wir schon besorgt). Wir sind erstaunt, mit wie wenig Mitteln man soviel
erreichen kann. Die Kinder pfeifen gerne, oft sogar zu streng und meckernde
Eltern wurden aufgeklärt, dass sie der ‘Halle verwiesen’ werden, wenn sie
die ‘Schiris’ kritisieren. Und auch das klappt – bis jetzt – sehr gut.
Wir hoffen, dass die jungen ‘Damen’ noch lange Freude an der eigenen Pfeife
haben und werden das auf alle Fälle voll unterstützen."
Die Vereine innerhalb des Rheinbezirks im Westdeutschen
Hockeyverband haben beschlossen, diesen Weg ab der Hallensaison ebenfalls zu
gehen. Kritik gibt es, daß die Kinder im D-Bereich überfordert seien. Was in
Berlin beim CfL Berlin gelingt, muß dann auf höherer Ebene nicht unbedingt von
Erfolg gekrönt sein. Vielleicht ist es bei Meisterschaftsspielen günstiger,
zunächst die C-Kinder einzusetzen (dann allerdings auch bei den D-Mannschaften)
und die Kinder in den darunter liegenden Mannschaften zunächst einmal im
Training trainieren zu lassen. Letztlich war Ursache der kritischen Betrachtung
der Kinder-Schiedsrichter im D-Bereich der Part der Erwachsenen: Trainer,
Betreuer und Eltern akzeptierten die Entscheidungen der Kinder nicht.
Wenn die Kinder selbst die Entscheidungen „ihrer“ Schiedsrichter
respektieren, sollten wir Erwachsene dem nicht im Weg stehen. Sicher ein Appell
und klar ist, ein Kind, das mit etwa 8 Jahren beschimpft wird, weil es eine
eventuelle Fehlentscheidung getroffen hat, wird in Zukunft nicht mehr zur Pfeife
greifen. Daher sollten wir Erwachsenen uns als erstes um unser Verhalten bei den
Kinderturnieren Gedanken machen. Beschimpfungen eines Schiedsrichters machen
schon in der Bundesliga keinen Sinn; bei den Spielen der Kinderteams sind sie
jedoch absolut lächerlich. Und erfahrungsgemäß schimpfen diejenigen am
lautesten, die selber die Aufgabe als Schiedsrichter nicht wahrnehmen. Aber das
ist in allen Spielklassen so.
Michael v. Ameln, Nachwuchsschiedsrichterreferent des DHB (22.2.2004)
|