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Alexander Gerl pfeift seit 2003 im Bayerischen Hockey-Verband und erhielt 2005 beim Rheinland-Pfalz-/Berlin-Pokal seine DHB-Nachwuchsschiedsrichter-Lizenz. „Der Einsatz in Berlin kam für mich damals ziemlich überraschend“, erzählt der Münchener, der erst für einen kurzfristig erkrankten bayerischen Schiedsrichter nachnominiert wurde.
Dass er bei seinem ersten Einsatz auf DHB-Ebene gleich das Finale pfeifen durfte, hätte er selbst nicht für möglich gehalten. Bei den Deutschen Hallenhockey-Meisterschaften der Knaben A 2006 in Pinneberg und 2007 in Mönchengladbach leitete Gerl ebenfalls das Endspiel. „Das waren absolute Highlights“, ist der selbst bei Wacker München aktive begeistert. „Alex ist momentan eines der größten Schiritalente“, urteilt Bayerns Jugendschiedsrichterobmann Florian Ueltzhöfer.
 Seit seinem vierten Lebensjahr steht Alexander Gerl auf dem Hockeyplatz und holte mit seiner Mannschaft zweimal den Bayerischen Meistertitel, darüber hinaus nahm er 2005 mit der Bayernauswahl am Franz-Schmitz-Pokal teil. Doch für den 18-jährigen Verteidiger ist das noch nicht genug:
„Ich möchte einmal in der Jugend an einer Deutschen Endrunde teilnehmen und außerdem den Sprung in unsere 1. Herrenmannschaft schaffen.“ Doch gerade dieses Doppelleben von Schiedsrichter und Spieler ist für den 18-Jährigen nicht immer einfach, da viele Gegenspieler ihn nur auf sein Dasein als Schiedsrichter reduzieren und ihm dementsprechend voreingenommen gegenübertreten. Seine Mannschaftskameraden hingegen haben mit dem Unparteiischen in ihren Reihen kein Problem. „Die freuen sich, weil sie jemanden haben, dem sie die Pfeiftermine zuschieben können“, schmunzelt er. „Da er sich nicht nur als Schiedsrichter, sondern zum Beispiel auch als Jugendtrainer engagiert, ist er ein prima Vorbild für alle jugendlichen Hockeyspieler in Deutschland", so Ueltzhöfer weiter.
Gerls Faszination für das Pfeifen entstand auch aus seinem Hockeyleben heraus. Nachdem er als A-Knabe häufig mit den Entscheidungen der Unparteiischen haderte, entschied er sich, selbst die Pfeife in die Hand zu nehmen. Sein Trainer schickte ihn daraufhin zu einem Schiedsrichterlehrgang. Nachdem er seine erste Jugendlizenz erhalten hatte, fand er Gefallen an der Aufgabe. Am Interessantesten ist es für ihn, „den Sport aus einer anderen Perspektive zu sehen.“ Hatte Alexander Gerl bislang nur wenige Gedanken daran verschwendet, einmal in der Bundesliga pfeifen zu können, gab er vor wenigen Tagen völlig überraschend sein Debüt in der 2. Bundesliga Süd der Damen.
Eigentlich wollte er am Spiel Wacker München gegen die HG Nürnberg lediglich als Zuschauer teilnehmen. Als Schiedsrichter Marcel Papiest noch auf seinen Kollegen wartete, sagte er aus Spaß: „Falls er nicht kommt, musst Du eben pfeifen.“ Aus Spaß wurde Ernst, als Bärbel Aichinger, die für die Schiedsrichteransetzungen in der Damen-Bundesligen zuständig ist, telefonisch bestätigte, dass der angesetzte Dirk Pagendarm nicht mehr erscheinen würde. Die beiden Mannschaften einigten sich auf den 18-Jährigen als Ersatz. „Ich bin dann schnell nach Hause und habe mein rotes Trikot geholt“, berichtet Gerl, der glücklicherweise unmittelbar neben der Hockeyanlage wohnt.
Trotz des kurzfristigen Aufstiegs wird er in Zukunft wieder in der Regionalliga Süd an der Pfeife zu sehen sein und „hoffentlich bei einer der nächsten Jugendendrunden. Ob nun als Spieler oder Schiedsrichter, wird sich zeigen", fügt er lächelnd hinzu.
Nina Niedermeyer
Juli 2007
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